Pflanzenschutzmittel (Teil 1)
Die Herstellung von Pflanzenschutzmitteln erfordert moderne Prozessanlagen. Denn die hochwirksamen Substanzen sind wertvoll. Zum einen wegen der hohen Entwicklungskosten, zum anderen wegen der aufwändigen Herstellung.
Am Ende des letzten Syntheseschrittes steht eine flüssige oder pulverförmige Chemikalie. Sie kann aufgrund ihrer hohen Konzentration nur in geschlossenen Systemen (druck- und vakuumdicht) gehandhabt werden. Bevor sie in den Handel gelangt, wird sie verdünnt/verstreckt und aufwendig formuliert. Damit wird dem Gesundheitsschutz des Anwenders Rechnung getragen. Aus Gründen der längeren Haltbarkeit und des geringeren Transportvolumens wird zunehmend die Pulverform bevorzugt.
amixon® hat Vakuum-Mischtrockner entwickelt, die besonders schnell und schonend trocknen. Das Pulver ist in der Regel rieselfähig, kristallin und staubarm.
Dieser zweiteilige Artikel beschreibt typische amixon® Konstruktionsmerkmale für mehr Effizienz:
- sehr niedrige Trocknungstemperatur
- beschleunigter Wärmeeintrag
- schnellere Trocknung
- geringere Scherbeanspruchung des Produktes
- Erhalt der Partikelstruktur
- bessere Restentleerung
- Rückgewinnung von Lösemitteln
Die Vakuumtrocknung im amixon® -Trockner schließt den jeweiligen Syntheseschritt ab.
Die Vakuumtrocknung liefert ein pulverförmiges Syntheseprodukt. Dieses dient als Edukt für einen weiteren Syntheseschritt. Moderne, hochwirksame Pulverchemikalien sind meist das Ergebnis mehrerer Syntheseschritte, die fast immer mit einer Vakuum-Mischtrocknung enden. Mit jedem Syntheseschritt wird der Wirkstoff wertvoller und oft auch empfindlicher. Bei der Trocknung ist es daher wichtig, thermischen und mechanischen Stress zu vermeiden.
Ist das Syntheseprodukt trocken und kühl genug, um aus dem Vakuumtrockner ausgetragen zu werden, reichen in der Regel wieder einfache Edelstahlwerkstoffe wie 1.4571 oder 1.4404 aus.
Ein wichtiger Teil der Wirkstoffentwicklung betrifft die finale Produktformulierung: Eine davon ist z.B. die Mikronisierung von pulverförmigen Wirkstoffen und deren anschließende Agglomeration. Agglomerierte Produkte sind in ihrem Mischungszustand fixiert, staubarm und gut in Wasser suspendierbar/löslich. Im Gegensatz dazu würden kleine Einzelpartikel dauerhaft auf dem Wasser schwimmen, ohne zu sedimentieren. Nur eine klumpenfreie, homogene Suspension/Lösung kann vom Landwirt gleichmäßig ausgebracht werden.
Ein weiterer Qualitätsaspekt ist die Langzeitstabilität. Egal in welcher Klimazone der Erde das Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird. Es darf sich nicht zersetzen und muss gut löslich/dispergierbar sein.
Im amixon®-Technikum können die Aufbereitungsschritte Synthese, Vakuum-Kontakttrocknung, Homogenisierung und Aufbaugranulierung demonstriert werden. amixon verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Auslegung von Prozessmaschinen, die 10 bis 50 mal größer sind als die Versuchsmaschinen.
Mehrstufiger Produktionsprozess mit hohen Anforderungen
Die Syntheseschritte zur Herstellung von Pflanzenschutzmitteln unterscheiden sich je nach Wirkstoff und gewünschter Applikationsform. Die grundlegenden Verfahrensschritte sind jedoch bei pulverförmigen Ausgangsstoffen ähnlich.
Zunächst wird im Reaktor ein Lösungsmittel vorgelegt, die pulverförmigen Edukte werden zugegeben und homogen gelöst bzw. suspendiert. In dieser Flüssigkeit läuft die erste Synthesereaktion ab. Zur Förderung der Reaktionskinetik kann der Rührvorgang durch Umwälzpumpen unterstützt werden. Nach Abschluss der Reaktion liegt die neue Substanz in flüssiger Form vor.
Die Flüssigkeit wird mit Additiven versetzt, um die Kristallisation des neuen Zwischenprodukts einzuleiten. Die Kristallisation/Flockung wird durch eine geschickte Temperaturführung unterstützt. Beim Phasenübergang (flüssig zu kristallin/fest) ist eine besonders schonende Mischwirkung erforderlich. Dies begünstigt den Erhalt der kristallinen Partikelstruktur.
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Die suspendierten Feststoffe bleiben in der Regel pumpfähig und werden im nächsten Verfahrensschritt einer mehrstufigen Wäsche unterzogen. Hier werden die Wirkstoffkristalle mit Wasser oder Lösemittel von den Reagenzien befreit. Die mechanische Fest-Flüssig-Trennung erfolgt mit Hilfe von Zentrifugen.
Gelegentlich werden auch Vakuumfilter oder Kammerfilterpressen eingesetzt. In der Regel werden für die mechanische Fest-Flüssig-Trennung gasdichte, geschlossene Systeme bevorzugt.
Dieser erste Syntheseschritt wird durch die thermische Trocknung im amixon® Vakuum-Mischtrockner abgeschlossen. Der Trocknungsprozess wird so gesteuert, dass die Partikelstruktur bestmöglich erhalten bleibt. Darüber hinaus wird eine Rückgewinnung der Lösungsmittel angestrebt.
Die Entwicklung neuer Pflanzenschutzpräparate ist langwierig und kostspielig
Bis ein Pflanzenschutzmittel auf den Markt kommt, vergehen rund zehn Jahre intensiver Entwicklungsarbeit. Immer neue Substanzen werden im Labor gesucht und in Modellversuchen getestet.
Rund 200 Millionen Euro investiert der Hersteller in die Entwicklung eines neuen Wirkstoffs. Dazu werden rund 200 Studien durchgeführt und mehr als 800 Parameter erfasst.
Gesundheits- und Arbeitsschutz stehen dabei an erster Stelle. Jede neue Testsubstanz wird so formuliert, dass sie in der Landwirtschaft sicher angewendet werden kann. Für diese Formulierungen werden sogenannte Trägerstoffe wie Gesteinsmehle oder organische Lösungsmittel als Hilfsstoffe eingesetzt. Als Netz- oder Haftmittel werden oberflächenaktive Emulgatoren verwendet. Die Formulierungshilfsstoffe haben die Aufgabe, die Wirkstoffe für die Endanwendung technisch sicher zu machen. Hilfs- und Trägerstoffe müssen ihrerseits umweltverträglich sein und die Wirksamkeit unterstützen.
Langlebige Synthesereaktoren dank geeigneter Werkstoffe
Betrachtet man die Apparatespezifikationen für neue Apparate in Synthesefabriken in Europa, China, USA und Indien, so sind drei Feststellungen zu treffen:
- Die chemischen Syntheseverfahren werden immer komplexer.
- Die gewonnenen Substanzen werden immer temperaturempfindlicher.
- Die eingesetzten Lösemittel werden aggressiver/korrosiver.
- Die hygienischen Anforderungen steigen.
- Aus Sicherheitsgründen werden immer höhere Betriebsüberdrücke und zulässige Betriebstemperaturen definiert.
Herkömmliche austenitische Werkstoffe werden allenfalls noch im Pulverbereich eingesetzt. Aber auch hier werden zunehmend austenitisch-ferritische Edelstähle (Duplex- und Superduplexstähle) eingesetzt. Für Synthesereaktoren und Trockner geht der Trend zu hochlegierten Nickelbasiswerkstoffen (Hastelloy C22 und Alloy 59).
Die Alterung wird durch abrupte Wechsel zwischen Vakuum und Druck sowie zwischen Heiß- und Kaltbetrieb beschleunigt. Der Alterungsprozess kann zu Spannungsrisskorrosion führen.
amixon® verfügt über langjährige Erfahrung und die erforderlichen Schweißqualifikationen zur Herstellung von Druckgeräten aller Klassen nach internationalen Regelwerken. Die durchschnittliche Lebensdauer von amixon® Apparaten beträgt mehr als 30 Jahre. Dabei erfüllt amixon® drei Voraussetzungen:
- Ausgereifte Konstruktion für dauerhafte Dichtheit unter Druck und Vakuum.
- Ausgezeichneter Korrosionsschutz.
- Hoher Verschleißschutz.
amixon® verfügt über schweißtechnische Erfahrung im Umgang mit hochlegierten Werkstoffen. Das Schweißen dieser Werkstoffe erfordert z.B. streng einzuhaltende Schweißfolgen und strenge Sauberkeit. Bereits die fertigungsbegleitenden mechanischen Prüfungen und Korrosionstests, wie z.B. ASTM G48, können zu einem ungewollten Abbruch der bereits geleisteten Arbeit führen. Gleiches gilt für den Cabot-Korrosionstest an Schweißnähten.
Kulturpflanzen für die Ernährung
Mehr als 7,8 Milliarden Menschen lebten bis Ende 2020 auf der Erde. Im Jahr 2050 werden es laut der aktuellen UN-Bevölkerungsprognose von 2019 rund 9,7 Milliarden Menschen sein. Um genügend Nahrungsmittel für die wachsende Weltbevölkerung produzieren zu können, kommt die Landwirtschaft weltweit nicht ohne Pestizide aus. Ohne Pflanzenschutzmittel wären die landwirtschaftlichen Erträge, die wir heute weltweit für selbstverständlich halten, nicht annähernd zu erreichen.
Der Begriff Pestizide ist ein Sammelbegriff und umfasst Wirkstoffe mit unterschiedlichem Wirkungsspektrum: zur Bekämpfung von Milben (Arkrizide), mikrobiellen Krankheitserregern (Bakterizide), Pilzen oder deren Sporen (Fungizide), vielfressenden Unkräutern (Herbizide), Insektenschwärmen (Insektizide), Fadenwürmern (Nematizide) sowie Schadnagern (Rodentizide).
Umsatz und Absatz auf dem deutschen Markt für Pflanzenschutzmittel,
die zur Ertragsmaximierung gegen unerwünschte Organismen in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Ihr großflächiger Einsatz birgt leider auch Restrisiken für die Umwelt, ist aber wegen ihres hohen Nutzens für die landwirtschaftliche Produktion ohne Alternative. Ihre Wirkung ist so groß, dass bestimmte Pflanzenschutzmittel auch im ökologischen Landbau eingesetzt werden dürfen. Dies ist dann der Fall, wenn andere Maßnahmen versagen. - Eine häufig praktizierte Methode ist die Etablierung geschickter Fruchtfolgen, um die massenhafte Vermehrung von Schädlingen zu verhindern -. Welche Pflanzenschutzmittel z.B. im ökologischen Landbau eingesetzt werden dürfen, ist in der Öko-Verordnung geregelt. "Bei einer festgestellten Bedrohung der Kulturen dürfen lediglich solche Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die nach Artikel 16 für die Verwendung in der ökologischen/biologischen Produktion zugelassen wurden." (Artikel 12 der Verordnung 834/2007).
Pflanzenschutzmittel sind ein weltweiter Milliardenmarkt
Der Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel ist groß. Das mit Abstand größte Produktionsvolumen entfällt auf Herbizide, gefolgt von Insektiziden und Fungiziden. Im Jahr 2018 wurden weltweit knapp 48 Milliarden Euro mit Pflanzenschutzmitteln umgesetzt - ein Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2021 stagnierte der weltweite Umsatz. Der mit Abstand größte Markt ist Asien vor Lateinamerika und Europa.
In Deutschland lag der Umsatz im gleichen Zeitraum bei 1,3 Milliarden Euro. Die Menge der in Deutschland verkauften Pflanzenschutzmittel lag 2016 bei rund 48.000 Tonnen und hat sich damit innerhalb von zehn Jahren verdoppelt (2006: rund 32.000 Tonnen). Davon entfallen rund 40 Prozent auf Herbizide (Unkrautbekämpfungsmittel), rund 25 Prozent auf Fungizide (gegen Pilze und deren Sporen) und rund 30 Prozent auf Insektizide (zur Abtötung, Vertreibung oder Hemmung von Insekten und deren Entwicklungsstadien). Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland ging im Zeitraum 2014 bis 2020 kontinuierlich von 1,6 Mrd. Euro auf 1,15 Mrd. Euro zurück. Im Jahr 2021 stieg der Verbrauch auf 1,2 Mrd. Euro. In Deutschland waren im Jahr 2016 rund 270 Wirkstoffe in insgesamt 753 verschiedenen Pflanzenschutzmitteln zugelassen. Weltweit arbeitet die Forschung mit Hochdruck an der Entwicklung neuer, nachhaltiger Wirkstoffe, die nach ihrer Wirkungsentfaltung rückstandsfrei abgebaut werden.
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